5. Dezember 2014
Arbeiten an der Arbeitgebermarke
Autor: Diplom-Betriebswirt Peter Ilg, Journalist (Management, Karriere, Informationstechnologie)
Aus Bekanntheit, Größe und finanziellen Möglichkeiten fürs Employer Branding lässt sich nicht ableiten, dass Arbeitsplätze in solchen Unternehmen attraktiver wären als in anderen. Dennoch wollen die meisten zu Google. Dabei haben auch mittelständische IT-Unternehmen durchaus ihren eigenen Charme. Sie müssen ihn nur offenbaren, um Aufmerksamkeit zu erzielen.
Google hat es gut: etwa zwei Millionen Bewerbungen bekommt das Unternehmen weltweit jährlich. Ohne etwas dafür tun zu müssen. Das Unternehmen ist groß, global tätig und die Produkte bekannt. Das zieht Bewerber an. Google kennt jeder und benutzt jeder. Die Produkte wirken mit am Employer Branding, der Arbeitgebermarke, wofür andere Unternehmen viel Geld und Mühe aufwenden müssen. Seit Jahren führt der Suchmaschinenanbieter im Trendence-Ranking der beliebtesten Arbeitgeber von IT-Absolventen.
Das Berliner Forschungsinstitut befragt neben Absolventen auch Professionals nach ihren bevorzugten Arbeitgebern und kommt zu der Erkenntnis: auch bei berufserfahrenen IT-lern bleibt Google als beliebtester Arbeitgeber vorn. Informatikern ist die IT-Industrie offensichtlich die liebste. Allerdings verlieren in der Gruppe der Professionals klassische IT-Unternehmen in ihrer Beliebtheit und die auf den ersten Blick IT-fremden Unternehmen gewinnen an Bedeutung. Mittelständische IT-Unternehmen stehen deshalb nicht nur in Konkurrenz um Mitarbeiter mit IT-Konzernen, sondern mit der gesamten Industrie. IT-Spezialisten werden überall gebraucht und auf einen IT-Experten in der IT-Branche kommen zwei in Anwenderunternehmen.
Tatsache aber ist: nicht jeder passt in jedes Unternehmen! Entscheidend ist, dass die Unternehmenskultur und die Wertevorstellungen des Mitarbeiters eine möglichst große Schnittmenge haben. Große und kleine Unternehmen zum Beispiel sind völlig unterschiedliche Welten. In den Mittelstand passen Macher, dort arbeiten auch die meisten IT-Spezialisten. Laut Auskunft des Hightech-Verbands Bitkom mit rund 373.000 knapp mehr als die Hälfte aller Beschäftigten der IT-Branche. Und das, obwohl nur jeder zehnte Betrieb dem Mittelstand zuzurechnen ist. Der Großteil der IT-Unternehmen hat weniger als zehn Mitarbeiter, nur wenige liegen bei 500 und mehr. Dazwischen spielt die Musik, im Mittelstand.
Doch der hat große Probleme damit, vakante Positionen mit IT-Spezialisten zu besetzen. 80 Prozent der offenen Stellen befinden sich im Mittelstand, wie der Bitkom weiter informiert. 16.500 unbesetzte Stellen gibt es zurzeit in der IT-Branche insgesamt. Dazu kommen 24.500 in der Anwenderbranche. Das sind beispielsweise die Automobilindustrie oder der Maschinenbau. Beide Gruppen sind gut beraten, sich als attraktiver Arbeitgeber für IT-Spezialisten zu positionieren. Denn am Arbeitsmarkt tobt der Kampf um IT-Talente besonders heftig.
Durch den Aufbau und die Pflege einer Arbeitgebermarke macht sich ein Unternehmen unverwechselbar. Interessant. Spannend. Charmant. Kanäle und Möglichkeiten fürs Employer Branding sind: die eigene Homepage als Basis, eine Karriere-Seite im Internet, Auftritte in Social Media, auf Hochschulmessen, Praktika und Abschlussarbeiten. Die Homepage ist das digitale Aushängeschild eines Unternehmens. Die Page einer IT-Firma muss professionell sein und ebenso betrieben werden, weil IT-Spezialisten den Aufbau der Seiten ebenso professionell bewerten. Aufbau und Funktionalität sind schon ein erstes Kriterium für Interessenten, ob sie in die Firma passen. Weil Informatikern eine besondere Affinität zu mobilen Geräten nachgesagt wird, sollte die Homepage und deren gesamter Inhalt auch als mobile Site angeboten werden. Auch damit können IT-Unternehmen bei IT-Spezialisten nachhaltig punkten.
Die Homepage muss eine klare Unternehmenspräsentation beinhalten und das Alleinstellungsmarkmal herausstellen. Selbstverständlich gehören Kontaktmöglichkeiten und Leitbild mit ins Leseangebot. Unternehmens-Blogs eigenen sich dazu, Einblicke ins Unternehmen zu geben, indem Mitarbeiter über ihre Tätigkeiten bloggen. Und Interessenten sollten die Möglichkeit haben, Kommentare zu schreiben und Fragen zu stellen. „Animieren Sie Ihre Mitarbeiter, dass sie über ihre Erfahrungen mit ihrem Arbeitgeber auf Bewertungsportalen, allen voran Kununu, berichten“, sagt Martin Vesterling, Inhaber der gleichnamigen Personalberatung mit Zentrale in München. Und auch Bewerber sollten angehalten werden, über den Bewerbungsprozess zu berichten. „Damit können Sie punkten, wenn der Ablauf gelobt wird.“ Und korrigieren, falls Kritik kam.