10. Januar 2013
Arbeitsmarktöffnung und südeuropäische Krise zeigen erste Spuren in deutscher IT-Landschaft
München, 10. Januar 2013. Die Arbeitsmarktöffnung mit uneingeschränkter Freizügigkeit für osteuropäische Arbeitnehmer zeigt in der deutschen Informatik-Landschaft erste Spuren. Auch die erwarteten Absetzungsbewegungen aus südeuropäischen Krisenländern sind in der Branche festzustellen. Bewerbungen aus der EU auf IT-Stellenangebote in Deutschland haben um 27 Prozent zugenommen. Gegenläufig dazu ist ein Rückgang der Stellengesuche polnischer Informatiker zu verzeichnen. Der Fachkräftemangel in IT-Abteilungen ist nach wie vor akut und wird es auch 2013 bleiben. So fällt die Einschätzung des Personalspezialisten Martin Vesterling aus.
Gestützt auf eigene Daten des Bewerbungseingangs der letzten 15 Jahre zu Stellenausschreibungen in Deutschland erhebt die Vesterling Personalberatung jährlich aus über 20.000 Datensätzen Zahlen zur Migrationsbereitschaft von IT-Experten innerhalb Europas. Das Unternehmen ist eine der führenden international tätigen Personalberatungen im Bereich Technologie. Die aktuellen Auswertungen der beiden Vorjahre zeigen, dass die Flexibilität im IT-Arbeitsmarkt bei Arbeitnehmern im vergangenen Jahr leicht gestiegen ist. Der Bewerbungseingang beim Personaldienstleister verzeichnet gegenüber 2011 einen Zuwachs um insgesamt 7 Prozent. Bei Bewerbungen aus dem Inland betrug der Anstieg 2 Prozent. „Über 80 Prozent der Arbeitnehmer, die sich auf unsere Stellenausschreibungen in Deutschland bewerben, sind auch in Deutschland wohnhaft”, präzisiert Vesterling. Die Stellengesuche von IT-Fachkräften aus den restlichen EU-Staaten haben mit einem Plus von 27 Prozent deutlicher zugenommen. Das entspricht einem Anteil von 9,2 Prozent aller Bewerbungen und ist nach Aussage des Personaldienstleisters ein Signal in die richtige Richtung. Fehlen dem deutschen Arbeitsmarkt doch über 43.000 Experten, die nicht allein über den Nachwuchs und andere Maßnahmen kompensiert werden können. “Die meisten sind gut ausgebildete Spezialisten, die in Deutschland Fuß fassen möchten”, so Vesterling.
Öffnung nach Osteuropa mit ersten Auswirkungen
Die Stellengesuche aus osteuropäischen Ländern haben 2012 bei der Vesterling Personalberatung um 18,9 Prozent zugenommen. Sie bleiben jedoch mit einem Anteil von 1,7 Prozent aller Bewerbungen insgesamt auf einem niedrigen Niveau. Ausschlaggebend hierfür ist ein rückläufiger Bewerbungseingang polnischer Fachkräfte um 10 Prozent. „Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes sind polnische Staatsbürger Spitzenreiter bei der Einwanderung nach Deutschland. Im Gegensatz dazu scheint für Informatiker aus Polen der deutsche Arbeitsmarkt etwas an Attraktivität verloren zu haben. Zuwächse aus osteuropäischen Ländern sehen wir hingegen bei Ungarn, Tschechien, Slowenien und der Slowakei“, so Vesterling. Aus Slowenien bewarben sich 133 Prozent mehr Fachkräfte als in 2011, aus der Slowakei plus 83 Prozent, aus Tschechien plus 61 Prozent und aus Ungarn waren 45 Prozent mehr Eingänge zu verzeichnen.
Bewegung in südeuropäischen Krisenländern
Hatte man vermutet, dass insbesondere die Schwäche der Arbeitsmärkte in Griechenland, Italien, Spanien und Portugal viele IT-Spezialisten nach Deutschland bewegen würde, so zeichnete sich 2012 eine erhöhte Migrationsbereitschaft auch deutlich im Bewerbungseingang der Vesterling Personalberatung ab. Die Stellengesuche von Fachkräften aus diesen Krisenländern stiegen gegenüber dem Vorjahr um 32 Prozent. Spitzenreiter ist Italien mit einem Plus von 82 Prozent, gefolgt von Portugal mit 41 Prozent. Die Migrationsbereitschaft griechischer Informatiker war mit plus 21 Prozent geringer. Aus Spanien gingen erstaunlicherweise nur 3 Prozent mehr Gesuche ein. „Insgesamt nahmen 2012 Stellengesuche aus Südeuropa einen Anteil von 2,5 Prozent aller Bewerbungen bei der Vesterling Personalberatung ein. Wir können also nicht von einer Migrationswelle sprechen“, relativiert Vesterling.