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15. März 2024

HR-Trend: Rückkehr ins Büro – 100%-Homeoffice war gestern!?

Einordnung von Dr. Eva Vesterling

Angesichts der Wirtschaftskrise holen Unternehmen ihre Mitarbeiter reihenweise zurück ins Büro. Die Konjunkturflaute verstärkt bei Unternehmern und Führungskräften den Wunsch, die volle Power der Mannschaft vor Ort zu haben. Mehr als 10.000 Beschäftigte der Deutschen Bank sollen z.B. wieder häufiger an ihren Arbeitsplatz kommen. Seitens der Mitarbeiter hagelt es Kritik.

Eva Vesterling
Dr. Eva Vesterling, Vorstand

Aus unserer Personalberatung Vesterling AG wissen wir, dass auch die Stellenangebote für 100% Homeoffice stark rückläufig sind. Erst kürzlich hat ein Kunde mit mehreren 100% Homeoffice-Stellen die Parameter deutlich verändert. Das ist kein Einzelfall und die Gründe sind vielfältig.

Das Ifo-Beschäftigungsbarometer zeigt, dass sich die wirtschaftliche Lage negativ auf die Einstellungsbereitschaft auswirkt. Die Industrie baut Arbeitsplätze ab – z.B. BASF, Bayer, Bosch, Continental oder ZF. Die Marktmacht, die zuletzt fast ausschließlich bei den Arbeitnehmern lag, pendelt damit ein Stück zurück.

Seit 2020 haben Unternehmen ihren Mitarbeitern mehr Homeoffice-Möglichkeiten eingeräumt, um sie zu schützen und ihre Geschäftstätigkeit aufrechtzuerhalten. Das war für beide Seiten wichtig. Die Frage der Produktivität ist laufend kontrovers diskutiert worden.

Dauerhafte Führung auf Distanz ist eine Herausforderung. Zur Führung gehört es, Aufgaben zu delegieren und sich von deren Erledigung zu überzeugen. Manche Mitarbeiter sind im Homeoffice in der Leistung eingebrochen – das ist bitter für all diejenigen, die sehr fleißig waren. Disziplin und Struktur sind gefragt. Nicht jede Person und nicht jede Position ist für das Homeoffice geeignet. Auch das Miteinander im Team leidet unter Vereinzelung und die Bindung an das Unternehmen nimmt ab. Es fehlt zudem der Austausch, aus dem Geschäftsideen entstehen.

Kommunikation ist bei der Rückkehr ins Büro ein wichtiger Aspekt: Reine Return-to-office-orders führen z.B. in der IT, wo der Fachkräftemangel sehr groß ist, mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Kündigungen seitens der Mitarbeiter. Änderungen der Homeoffice-Regelungen sollten pfleglich kommuniziert werden.

Eine grundsätzliche Flexibilität beim Homeoffice wird wohl bleiben. Schließlich wollen Arbeitgeber ihren Mitarbeitern gute Rahmenbedingungen bieten und der Fachkräftemangel ist keineswegs vorbei! Die größten Chancen haben Mitarbeiter mit seltenen Qualifikationen – z.B. in der IT. Hier ist Homeoffice Verhandlungsmasse und oft die einzige Chance, überhaupt einen Kandidaten zu finden.

Ansonsten gilt die alte Faustregel: Je meßbarer der Beitrag zum Unternehmen, desto mehr Freiheit.